Eintritt der Unhold
(Am Rande der Hasel [1] . Der Faun sitzet schmachtend / seyn Aug weith ins Ferne gelencket / wo der liebreichen Gerlinden hoffet ansichtig zu werden. In den Händen häldt er seyn Flauto traverso / was ihm schon wie offt hülffreich war / seyn eckles Frevelwerck zu vollbringen. Singet:)
Faun
Ach / mich lüßtet nach Gerlinden /
Sie schon wollt ich alle Taag
Bey der Hasel Ufern finden /
Wodrummb uff der Lauer laag.
Kämb sie mir / ich wollt sie kosen /
Sie / kaum hätt ich sie gesehen /
Brächt meyn heidnisch Blutt zum Tosen /
Wöllt sogleich zum Teüffel gehen /
Wann nicht ihrer habhaft werde /
Sie mir unterthan zu zwingen /
Wie die gantze Nümmpfenheerde /
Die mir konnt zur Wolfahrt bringen.
(Spähet sorgsam fürder. Hoffnungsfroh:)
Säh ich recht? Itzt wills mir scheinen
Daß da drüben hinter Weiden
Sie herschreitet auf den kleinen
Füßen / züchtig unnd bescheiden.
Allso rasch muß ich verstecken /
Mich / der sie so sehr begehret /
Hinter dieser Brombeerhecken /
Daß meyn Lißt nicht werd erschweret.
(Machet sich darvon unnd ißt schon nicht mehr gesehn.)
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