Lamentatio secunda
Friedrich (wo mittler Weyhle Gerlindens Fuß von der Laßt des schmertzhafft darnieder liegenden Steines befreyhen thät / stimmet eyn eigen Lamentationen an – trübsinnig:)
Weh ! / wie mußt ich dich versehren /
Weh ! / Geliebte / unnd beschweeren
Weh ! / deyn Füßleyn mit der Laßt /
Weh ! / weill ich den Faun verpaßt ?
Weh ! / wie sind deyn Zehn geschwollen /
Weh ! / es hätt wol nicht seyn sollen /
Weh ! / daß meines Armes Krafft /
Weh ! / den Feindt hätt hingerafft.
Weh ! / Gerlinde / kannst nicht mehr lauffen /
Weh ! / zwar thät der Unholdt versauffen /
Weh ! / doch bricht mir gleich das Hertz /
Weh ! / im Angesicht von deyme Schmertz.
Weh ! / werd dich nach Hauße traagen /
Weh ! / deyn Schicksaal zu beklaagen /
Weh ! / wie quählt deyn Friedrich /
Weh ! / mit deyme Leyden sich.
(hebet Gerlinden in seyn Arme / sie hinfort zu schaffen; thät darbey des nach gehabtem Unfalle muthwillig des Weeges darliegenden Felßstückes nicht sattsam gedencken / prellet sich vielmehr auffs Neu den ohnediß derb verwundten Fuß / schreyet ob es neuerlichen Mißvergnügens hertzlich / unnd lasset / des Schmertzens sogleich nähere Kunde einzuhohlen / Gerlinden auß seyn Armen fahren / wodruff selbichte zu Booden stürzet / in eym viehischen Unflath zu sitzen kömmpt / unnd ob des unverhofften Geschickes ihr Lamentationem anhebet:)

