Der Gerlinden Liebes=Leid
Gerlinde (fürder schreyend:)
Weh ! / oh Friedrich / wie fehl ging deyn Werffen;
Deß Felßens Macht fahrt mir durch die Nerven
Unnd hindert mit Schmertzen meynes Fußes Schritt:
Niemahln vorher ich so fürchterlich litt.
Friedrich (in größtem Entsetzen:)
Weh ! / oh Gerlinde / wie fehl ging meyn Werffen;
Deß Felsens Gewicht hätt nicht schleudern derffen /
Nun hindert er schmertzlich deyns Fußes Schreithen!
Wie kunnt ich dir blos derley Kummer bereithen?
Faun (schändtlich lachend:)
Ha! / oh Friedrich / du traffst nur Gerlinden /
Der Felß thät statt meyner ihr Füßleyn zerschinden!
Nun hindert er schmerztlich ihr zierlichees Schreithen /
Daß sullt dir / oh Friedrich / daß Schmeißen verleithen.
(strebt ohn alls Mitleyden der Hasel zu / seyn Blick hin und wieder dem trauerigen Bilde hin zu werffen; achtet ob derley Begiehr nicht seynes fürdern Weeges / tritt fehl / unnd schlägt über des Uffers Randt hinunter in die wilden Fluthen des Flußes; allso um seyn Bosheyth gebracht / ruffet laut unnd erbärmlich Hülffe / wie nach unnd nach von den Wellen hinfort getrieben / seyns tödtlichen Schicksaals nicht mehr kunnt entfliehn:)

