Gisela unnd Walther: Fragmente eines Hauptwerks
Unter den unschätzbaren Fundsachen, die uns aus den Kisten der Familie F*nbarth, den heutigen Eigentümern Eulrodas, förmlich entgegenquollen, versetzten uns zahlreiche Blätter in besonderes Entzücken, handelte es sich doch ganz offensichtlich um etliche Teile der (unbegreiflicherweise) völlig verstreut gewesenen Entwürfe und Ausarbeitungen der großen »Comedia« namens Gisela unnd Walther, die wir bis dahin für unwiederbringlich verloren erachtet hatten: Zwar liegen auch in den Behältnissen aus V* viele Blätter, darunter eine minutiös ausgeführte Beschreibung der mitwirkenden Charaktere; doch erst der »eulrodische« Szenenplan, der sich zwischen diversen Gedichten, Briefschaften und Haushaltsberechnungen versteckte – erst diese Handschrift ermöglichte es uns, die bislang entzifferten und übertragenen Passagen sinnvoll aufzureihen. Lücken sind bis dato immer noch vorhanden, obwohl wir im Laufe der langen Jahre eine große Souveränität bei der Übertragung der Papiere entwickelten: Einerseits sind andere, hauptberufliche Dinge trotz allem dringlicher, zum andern lenk(t)en uns die Schriftstücke unseres BvM allzu oft von einer geradlinigen Arbeit ab, wie das angesichts ihres unglaublichen Zickzackkurses kaum verwundern kann. Immer wieder mußten wir die wiederentdeckten Schauspielszenen aus der Hand legen, weil ihre Umgebung – »Sinn- und Lehrsprüchlein zum Mittagsmahle« oder auch ein »Schreibebuch« – mit ihrem zumeist überaus erheiternden Inhalt erst einmal verdaut sein wollte. Wie auch nicht, wo wir uns allein über die poetische Abreibung, die Blasius dem hamburgischen Tausendsassa Johann Mattheson hinterdrein schickte, stundenlang nicht beruhigen konnten …
Nach einigen Erwägungen des besonderen Falles kamen wir überein, die vorhandenen Materialien des Stückes Gisela unnd Walther sukzessive zu veröffentlichen, anstatt mit der Publikation zu warten, bis eines schönen (und möglicherweise sehr fernen) Tages die komplette Comedia zusammengetragen wäre. Die noch vorhandenen Lücken schließen wir mit den entsprechenden Hinweisen aus dem Szenenplan, der es uns auch gestattet, die Geschichte in eigener Prosa kurz und bündig nach- bzw. vorzuerzählen.

