Der Unhold erspähet den Feind
Faun (wo mittler Weyhle seyn Blaasen aufgehöret / dem neuen Feinde grimmig spottend:)
Hoho! / Wer will mir / dem Faun /
Liebeshändel anzutragen
sich auf dieser Aue traun /
Deynen Nahmen muß ich fragen:
Sprich / du tölpelhaffter Geck /
Bißt du es / von dem ich dencke /
Daß die Nümpff ihms Hertz herschencke ?
Schwacher Friedrich / mach dich weg!
Laß meyn lüstern Werck vollenden /
Zieh deyn Wamms dir wieder an;
Du reißt nicht auß meynen Händen /
Was der Faun nur zwingen kann /
Um die Wonnen / das Vergnügen
Wirst mich heünt nicht du betrügen /
Allenfalls sullst Zeügnis thun
Von meym Liebestreyben nun.
Gerlinde (hätt sich ob deß Faunes Gespött unmercklich des Zauberbannes begeben / schreitet gemächlich auf Friedrichen hin / wo noch etzliche Ellen weith nahe des Busches lauert:)
Oh ! Geliebter / dir zu Füßen /
Werffet sich deyn Nümpffe hin:
Laße nur den Unhold büßen
Seynen wollüstigen Sinn.
Mich wollt schänden / mich verführen.
Läßterlilch an meyner Brußt
Sullt ich itzt seyn Frechheyth spüren:
Gleich schon hätt ich hin gemußt /
Mich seym Arme gantz zu beugen;
Gottlob! / Friedrich / bißt du kommen /
Zaudre nicht / laß nicht entfleuchen /
Dißen Scheußal / den unfrommen /
Der schon allzu offt gesieget /
Über meyne keüsch Geschwister;
Oh ! / wann gleich deyn Pfeill wol flieget /
Raub der grimmen Rache ist er!
Friedrich (voller Verzaagen unnd Wehmut:)
Ach! / Geliebte / schau doch her /
Ich hab keynen Boogen mehr;
Wie in meyner Sorge Streben
Thät meyn Fuß zum Satze heben /
Stürzet ich / welch schlimmes Loos /
In die Fluthen von dem Bach;
Hin und fort ißt all meyn Sach /
Aller Waffen bin ich blos.
Eintzig dießer rohe Steyn /
Muß deß Schääfers Hülffe seyn /
Daß der Faun / der eckle Knaabe
Seyn gerechte Straafen habe.
Werd sogleich / in eyme Nu /
Ihm den Felßen uff dem Kopffe
Schmettern / daß das Bluth ihm tropffe /
Unnd Gerlinde hätt ihr Ruh
Vor dem Faun und seym Schalmeyhen;
Niemahln werd ich ihm verzeyhen /
Was der Liebsten er gethan!
Todt muß seyn er uff dem Plan
Ob deß schweeren Hiebs von mir:
Klaffet ihm der Schädel schier /
In zween Theilen / links unnd rechts:
Faune tödten ist nichts Schlechts /
Sunndern noth uff dißer Weldt /
Weilln den Göttern es gefällt /
Das Gezücht voller Brunfft unnd Schandt /
Hinzumachen / wo mans fandt!
Hüthe dich / du bößer Faun /
Gleich wirst du der Hellen schaun.
(schleudert den mitgebrachten Steyn / jedoch wie von ohngefähr nicht allso weith / wie nöthig gethan / das erschröckliche Monstrum zu erleegen; trifft vielmehr Gerlindens Fuß / wodruff selbichte in jämmerlich Geschreye ausbrechet / der Faun hingegen / da Friedrichens Entschluß zur Rache hinreichend erkennet / sich gegen den Fluß zur Rechten aufmachet)

